Allgemeine Zielsetzung des Faches Musik
Die Orientierung des Unterrichts im Fach Musik am Erwerb von Kompetenzen bedeutet, dass das Lernen als kumulativer und die verschiedenen Kompetenzen vernetzender Prozess zu verstehen ist.
Das vorliegende Kerncurriculum strukturiert das Fach Musik mit Hilfe eines Modells, in dem alle Kompetenzen vereint sind, die im Musikunterricht erworben werden sollen.
Den Kern des Kompetenzmodells bildet die Kompetenz Musik erfahrend erschließen, die sich aus den Kompetenzen Musik hören und beschreiben, Musik untersuchen, Musik deuten und der umfassenden Kompetenz Musik gestalten zusammensetzt. Hierin konkretisieren sich Wahrnehmungs-, Analyse-, Reflexions- und Handlungskompetenz für das Fach Musik, die sich alle aufeinander beziehen, wechselseitig bedingen und durchdringen.
Die miteinander verknüpften Kompetenzen werden in Arbeitsfeldern erworben. In diesen Feldern werden Prozesse benannt und Inhalte vorstrukturiert, in denen die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen erwerben und zeigen. Als Konsequenz für die Unterrichtsgestaltung ergibt sich die Notwendigkeit, die Arbeitsfelder über die Kompetenzen miteinander zu verbinden.
Im Unterricht selbst werden die Kompetenzen an bestimmten Inhalten entwickelt. Ein konkretes Unterrichtsthema wird grundsätzlich über mehrere Arbeitsfelder erschlossen, wobei Kompetenzen sowohl aus den Bereichen „Musik gestalten“ als auch „Musik hören und beschreiben, Musik untersuchen und Musik deuten“ entwickelt werden.
Diese Kompetenzbereiche werden in unterschiedlicher Bearbeitungstiefe erschlossen; durch Binnendifferenzierung sind individuelle Lernwege zu eröffnen.
Die Kompetenz Musik gestalten stellt einen wesentlichen Bestandteil im musikalischen Verstehens- und Aneignungsprozess dar, da musikalisches Lernen besonders nachhaltig durch eigenes Handeln geschieht. Das Musizieren bildet daher einen Schwerpunkt des Musikunterrichts. Musik gestalten findet in einer umfassenden und den Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schülern angemessenen Musikpraxis statt – abgebildet in den Arbeitsfeldern Singen und Instrumentalspiel sowie im ergänzenden Arbeitsfeld Bewegung. Hierdurch wird es möglich, musikalische Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu entdecken, zu entwickeln und zu fördern.
Die Kompetenz Musik hören und beschreiben entwickeln die Schülerinnen und Schüler über die Fähigkeit des bewussten Wahrnehmens, über ein musikalisches Vorstellungsvermögen und ihr Hörgedächtnis. Das erkennende Hören ermöglicht die Beschreibung musikalischer Sachverhalte und somit das sachgerechte Kommunizieren über Musik.
Die Kompetenz Musik untersuchen entwickeln die Schülerinnen und Schüler über die Fähigkeit, musikalische Gestaltungsprinzipien und Strukturen differenziert unter leitenden Fragestellungen zu analysieren. Dabei vertiefen sie ihr Verständnis von Musik.
Die Kompetenz Musik deuten entwickeln die Schülerinnen und Schüler über die Fähigkeit, Musik in vielfältigen Bezügen zu interpretieren. Dabei reflektieren sie die Bedeutung der Musik für ihr eigenes Leben und entwickeln Verständnis für den kulturellen Kontext der Musik.
Das Kompetenzmodell, das den dynamischen und zyklischen Aneignungsprozess durch die Schülerinnen und Schüler ganzheitlich widerspiegelt, zielt also auf das Zusammenführen aller Kompetenzen und damit auf ein Musik erfahrendes Erschließen. Das Hören verbindet dabei das Handeln, Analysieren und Reflektieren.
Musik erfahrend erschließen ist die Kernkompetenz, die vor allem im Zusammenwirken von Musikunterricht und den vielfältigen Musik-Arbeitsgemeinschaften erworben wird. Besonders die Arbeit in Klassen mit einem Schwerpunkt im praktischen Musizieren entspricht dem Konzept dieses Kompetenzmodells.
Die überfachlichen bzw. übergeordneten Kompetenzen können im Rahmen des Musikunterrichts in fachbezogener Weise ausgebildet werden:
Im Hinblick auf Selbstkompetenz ist es möglich, Selbstverantwortung und Selbstständigkeit beim Musikmachen auszubilden, d.h. eigene Grenzen werden erlebbar und überwindbar im musikalischen Miteinander. Durch die Würdigung des Einzelnen wächst dessen Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Sozialkompetenz wird gerade beim gemeinsamen Musizieren entwickelt. Dabei geht es zum Beispiel um das Aufeinander-Hören, die Übernahme von Verantwortung, um Rücksichtnahme und Teamarbeit. Hier knüpft eng die Kommunikative Kompetenz an, die sowohl im Rahmen des Musikmachens als auch im Kontext des Musikreflektierens eine wichtige Rolle spielt. Die Möglichkeit, über Musik nonverbal miteinander zu kommunizieren, sei es instrumental oder mit der Stimme, ist die einzigartige
Qualität des Faches.
Die Methodenkompetenz, die im Musikunterricht erworben wird, ist vielseitig. Dabei geht es neben dem Erwerb musikpraktischer Fertigkeiten auch um Formen des Präsentierens wie etwa das Vortragen gemeinsam entwickelter musikalischer Produkte.
Darüber hinaus bilden die Schülerinnen und Schüler ihre Medienkompetenz aus, so dass sie für den Musikunterricht relevante, auch digitale Medien fachgerecht, bewusst und kritisch nutzen können.
Der kompetenzorientierte Musikunterricht muss einerseits Situationen bzw. Aufgaben bereitstellen, an denen sich Kompetenzen erwerben lassen, und andererseits solche, an denen sie sich überprüfen lassen. Dabei ist es oft sinnvoll, den Lernweg an einem Problem oder einer übergreifenden Leitfrage auszurichten.
Erwartete Kompetenzen
Allgemeine Bemerkungen
Durch Arbeitsfelder werden die erwarteten Kompetenzen für den Musikunterricht im Sekundarbereich I systematisiert.
Die Kompetenz Musik gestalten wird in folgenden drei Arbeitsfeldern erworben:
Singen
Instrumentalspiel
Bewegung
Die Kompetenzen in diesen Arbeitsfeldern sind aufbauend geordnet, unabhängig von der Zuweisung zu Schuljahrgängen. Dies wird graphisch durch Pfeile verdeutlicht. Das musikbezogene Handeln im Arbeitsfeld Bewegung ergänzt die beiden Arbeitsfelder Singen und Instrumentalspiel.
Die Kompetenzen Musik hören und beschreiben, Musik untersuchen, Musik deuten werden in den folgenden drei Arbeitsfeldern erworben:
Musikalische Gestaltungsmittel
o Klang
o Rhythmik, Melodik, Harmonik, Dynamik, Artikulation
o Form und StrukturMusik in Verbindung mit Sprache, Bild, Szene, Film und Programm
Musik in ihren historischen und gesellschaftlichen Bezügen
Die Kompetenzen werden tabellarisch dargestellt und auf die Doppeljahrgänge 5/6, 7/8 und 9/10 bezogen.
Musik gestalten
Musik gestalten hat seinen Platz in den Arbeitsfeldern Singen und Instrumentalspiel sowie in dem ergänzenden Arbeitsfeld Bewegung - sinnvoll verknüpft mit den anderen Arbeitsfeldern.
Über das eigenständige und gemeinsame Musizieren werden grundlegende musikalische Fähigkeiten schrittweise entwickelt.
Die Entwicklung der eigenen Stimme, das Singen in der Klasse und die Erarbeitung eines Liedrepertoires sind dabei ebenso Grundlage für den Erwerb musikalischer Fähigkeiten wie das vielfältige Klassenmusizieren auf Instrumenten, welches rhythmische, melodische und klangliche Erfahrungen ermöglicht.
Auf der Grundlage des Musizierens und des musikbezogenen Handelns werden kreative Fähigkeiten entwickelt, indem Musik variiert, nach Absprachen improvisiert, selbstständig bearbeitet und in Ansätzen selbst erfunden wird.
Beim Ensemblespiel und Klassenmusizieren werden musikalische und soziale Kommunikationsprozesse gefördert sowie die individuellen musikalischen Fähigkeiten erweitert.
Geeignete Bewegungsformen unterstützen neben dem rhythmisch-metrischen Aspekt den gestalterischen Spielraum der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Musik.
Musikalisches Gestalten erhält seinen besonderen Wert auch durch den musikalischen Vortrag, die Aufführung und die Präsentation. Projektorientierter Unterricht bietet dafür einen geeigneten Rahmen.
Im Sekundarbereich I werden in den Arbeitsfeldern Singen und Instrumentalspiel sowie in dem ergänzenden Arbeitsfeld Bewegung Grundlagen erworben. Die Weiterführung findet im Arbeitsfeld
Singen oder im Arbeitsfeld Instrumentalspiel statt. Das kann in einer Lerngruppe für alle Schülerinnen und Schüler gleich oder binnendifferenziert - auch durch die Zusammenführung beider Arbeitsfelder - organisiert werden.
Musik hören und beschreiben, Musik untersuchen, Musik deuten
Die Kompetenzen Musik hören und beschreiben, Musik untersuchen, Musik deuten sind untrenn¬bar miteinander verknüpft. Sie bilden zugleich den Lernprozess ab, der in allen Arbeitsfeldern mit der Kompetenz „Musik gestalten" sinnvoll zu verbinden ist.
Geht es zunächst um das Wahrnehmen, Hören und Beschreiben von Musik, steht anschließend das Untersuchen und Analysieren musikalischer Sachverhalte im Mittelpunkt eines weiterführenden Lern-prozesses. Die hier gewonnenen Ergebnisse werden durch Vergleichen und Einordnen in über¬geordnete Kontexte gestellt. Schließlich ist es möglich, über das Deuten und Interpretieren zu einer eigenen begründeten Stellungnahme zu gelangen, die das Beurteilen und Bewerten von Musik er¬möglicht. Dieser Lernprozess wirkt auf das musikalische Gestalten zurück und bedeutet einen Kompetenzzuwachs im Hinblick auf das selbstständige musikalische Handeln.
In unterschiedlicher Gewichtung können alle Elemente des Lernprozesses und so auch die An-forderungsbereiche an jedem Inhalt festgemacht werden.
Die in den Tabellen geordneten Kompetenzen werden ausdifferenziert und über die Doppeljahrgänge - wo möglich - horizontal weiterentwickelt. Die in der unteren Zeile aufgeführten Begriffe dienen dabei zur Orientierung und der fachlichen Konkretisierung.
Eine tabellarische Übersicht über die Arbeitsfelder, die ihnen zugeordneten Kompetenzen und Lernziele sowie eine exemplarische Auswahl von Unterrichtseinheiten, die von den Fachlehrern ausgearbeitet wurden, können über die Fachlehrer eingesehen werden.
Grundsätze der Leistungsbewertung
Eine Klassenarbeit pro Halbjahr. Verhältnis von mündlichen zu schriftlichen Leistungen: 2:1
Im Bereich der mündlichen Leistungen können optional auch folgende Leistungen bewertet werden:
Mündliche Mitarbeit
Referate
Kurzteste
Musikpraxis
Haushefte/Mappen
Welche der Leistungen im Einzelfall eingebracht werden können, entscheidet die Lehrkraft.
Stellungnahme zur Behebung von Lernrückständen - Fachgruppe Musik
In Bezug auf mögliche Lernrückstände werden die im Distanz- und Wechselunterricht eingeschränkten Möglichkeiten zum persönlichen und vertiefenden Austausch innerhalb der Lerngruppen als Hauptdefizit eines umfassenden Musikunterrichts, der sowohl die theoretischen Kenntnisse als auch besonders die Musikpraxis umfassen soll, festgestellt.
Diese sind aber auch nicht im engeren Sinne nachholbar, sondern werden im Rahmen der unterrichtlichen Kontinuität wieder thematisiert und weiter entwickelt werden. Inhaltliche Kompetenzen sind kaum vernachlässigt worden, da sich der Distanzunterricht weitgehend auf diese sowie auf Basistexte und Grundbegriffe konzentrieren musste. Innerhalb der prozessbezogenen Kompetenzen werden insbesondere die Fertigkeiten in der Musikpraxis als auch die Dialogkompetenz im musikalischen Interagieren zu stärken sein.
Insgesamt bietet das Fach Musik und die spiralcurriculare Ausrichtung des KC alle Möglichkeiten, einzelne vernachlässigte Aspekte jeweils im nächsten Doppeljahrgang individuell auf die Lerngruppe abgestimmt zu integrieren.
Zudem wird durch die epochale Stundentafel bedingt mit Rücksicht auf die fehlende Kontinuität im Fach Musik durch inhaltliche Rückbezüge in Wiederholungsphasen auf eventuelle Lücken im Fachwissen eingegangen.
gez. Jürgen Kampe (Fachobmann Musik)